Grammetal

Eigentlich liegt Ottstedt a.B. nicht nur am Berge, sondern ziemlich in der Mitte zwischen der Thüringer Landeshauptstadt Erfurt und der europäischen Kulturstadt Weimar.
Trotzdem ist es bei ,,Europas Pferdeliebhabern” und bei ,,Deutschlands Indianern” besser bekannt als in den Nachbarstädten.

Ansicht Ottstedt

Der 200-Seelen-Ort liegt abseits der Bundes- und dennoch an einer Verbindungsstraße beider Städte am südwestlichsten Abhang des waldreichen Ettersberges. Bei Wochenendspaziergängern und Wanderfreunden hat sich die Schönheit der hiesigen Landschaft längst herumgesprochen, vor allem die Wege vorbei an Pferdekoppeln den Ettersberg hinauf zur Gedenkstätte Buchenwald oder in die ,,Abseite”, einem Landschaftsschutzgebiet, in dem auf zehn Hektar Millionen von Märzenbechern gedeihen, werden immer beliebter. Die Markierung von Wander- und Reitwegen schreitet immer weiter fort, 19,4 Kilometer lang ist allein der Radwanderweg um den großen Ettersberg. Das kleine Gestüt am östlichen Ortsrand wird vor allem am Wochenende von Pferdebesitzern und -freunden, von Pferdesportlern und -züchtern besucht, das “Indianercamp” am westlichen Ortsrand, auch nach der “Wende” noch lange Ferienziel für Schulklassen und Jugendgruppe, ist leider seit 2004 nicht mehr in Betrieb.

Zur Ruhe und Beschaulichkeit trägt neben der landschaftlichen Lage des Ortes wohl vor allem das Alter des Ortes bei. Die Gemarkung Ottstedt a.B., an die sich die Nachbargemeinden Hopfgarten, Niederzimmern, Ollendorf, Hottelstedt und die Stadt Weimar anschließen, war schon, wie Funde belegen, zur Jungsteinzeit besiedelt.

Die urkundliche Ersterwähnung als ,,Odestat” im Ingelsheimer Protokoll geht auf das Jahr 876 und den Zehntstreit in Thüringen zwischen dem Erzbischof von Mainz und dem Kloster Fulda zurück. Kaiser Ludwig gewährte schließlich den Fuldaern den Zehnten unter anderem auch an ,,Odestat” (“Od” war ein alter, erfahren Mann, ein Sippenältester, der sich mit seiner Sippe hier sesshaft gemacht hatte).

Im Jahre 2001, als sich die Ersterwähnung Ottstedts zum 1125. Mal jährte, wurde das Jubiläum auf vielfältige Weise gefeiert; unter wurde erstmals eine Chronik vorgelegt, die allerhand merkwürdige Begebenheiten, traurige wie kuriose verzeichnet. Zu solchen Besonderheiten gehört, dass der Ort bis 1815 zweiherrig war: Mitten hindurch ging die Grenze zwischen der kurmainzischen Stadt Erfurt und dem herzoglichem Sachsen-Weimar.

Trotz eines verheerenden Feuers 1820, dem ,,33 Wohnhäuser und alle Scheunen bis auf 5″ zum Opfer fielen, blieb die barocke Kirche weitgehend unversehrt. Kein geringerer als der Architekt und weimarische Oberbaudirektor Clemens Wenzeslaus Coudray projektierte den Wiederaufbau des Dorfes.

Auch heute wird wieder gebaut in Ottstedt a.B. In den letzten Jahren haben sich viele Gehöfte und Anwesen im Unter- und im Oberdorf herausgeputzt, Straßen- und Kanalbau wurde betrieben, der Dorfplatz samt Buswartehäuschen und Denkmal wurden neu gestaltet, das Gemeindehaus saniert, ein Feuerwehrgerätehaus errichtet, ein Spiel- und Bolzplatz für die Kinder und Jugendlichen gebaut. Im Innern der lange vernachlässigten Kirche, deren Gestühl mit den eingeritzten Namen ein Stück Ortsgeschichte schreibt und dessen Decke Reste einer barocken Bemalung aufweist, wechseln sich Ruhe und Baugeschehen ab.

Die Mitglieder des Dorfklubs engagieren sich alljährlich für die Höhepunkte im Dorfleben, zu denen das schon traditionelle Maifeuer, die Spinnstube, die Rentnerweihnachtsfeier und zuvorderst im Juni das Kinder- und Dorffest gehören. Die Dorfjugend veranstaltet seit einigen Jahren wieder regelmäßig im September eine weithin bekannte und beliebte Kirmes und inszeniert immer zu Heiligabend ein Krippenspiel.

Abgesehen von kleinen Handwerksbetrieben gilt die Landwirtschaft von altersher als Erwerbszweig. Von der heute rund 460 ha umfassenden Nutzfläche (Acker, Grünland, Forst, Garten) bewirtschaftet ein Wiedereinrichter als Öko-Landwirt rund ein Sechstel.

Mit der Erschließung eines Wohngebietes am östlichen Ortsrand zwischen Gestüt und Dorfkern begann sich Ottstedt a.B. Mitte der 90er Jahre, begünstigt durch seine attraktive landschaftliche Lage zwischen Erfurt und Weimar, zum anziehenden Wohnstandort zu entwickeln.

Ottstedt mit Titel

Das Titelblatt der 2001 zusammengestellten Ortschronik von Ottstedt am Berge zeigt das Dorf mit Kirche von Süden her gesehen, im Hintergrund das Wohngebiet “Im Querig” und der Südhang des Ettersberges.