Grammetal

Geschichte

Funde aus der Jungsteinzeit belegen eine frühe Besiedlung des Gebietes um Troistedt. Einen Kilometer vom Ort entfernt liegt im Gottesholz ein großes Hügelgräberfeld mit 34 Grabhügeln aus der Bronzezeit. Das Gebiet war bis zur Völkerwanderung germanisch besiedelt.
Dann rückten aus dem Osten Slawen bis über die Saale nach.
Es entstand eine Mischbevölkerung, die dann deutsch wurde. Die Ortsanlage von Troistedt lässt noch auf einen slawischen Rundling schließen.

1241 erfolgte die urkundliche Ersterwähnung eines Heinrich von Drastete. 1250 wurde der Ort selber erstmals in einer Urkunde der Grafen von Berka für das Kloster Oberweimar als Dratsted erwähnt.

Ab 1422 ist Drostet verbrieft, und seit 1790 wurde der Ort Troystedt genannt. Der Ortsname bedeutet „Siedlung des Draht“. Die Aussprache des jetzigen Namens Troistedt ist Troostedt, das i ist lediglich ein Dehnungszeichen.

Mehrheitlicher Grundbesitzer war das Kloster Oberweimar, welches seinen Besitz immer weiter vermehrte. Gehörten 1253 drei Hufen dem Kloster, so wurden 1272 schon zehn Hufen zum Klosterbesitz gezählt. 1290 gelangte auch der Troistedter Forst mit 393 Hektar in den Klosterbesitz. Im 16. Jahrhundert wurde in dem Bauerndorf Troistedt auch Waid angebaut.

Bis 1920 gehörte Troistedt zu Sachsen-Weimar-Eisenach, dann zum Land Thüringen. Aus dem Ersten Weltkrieg kehrten acht, aus dem Zweiten Weltkrieg 24 Troistedter Soldaten nicht zurück.

Am 11. April 1945 fielen unter dem Feuer amerikanischer Panzerartillerie im Kiekholz/Nohrholz zwischen Troistedt und Nohra jenseits der Autobahn 19 deutsche Soldaten (im Alter von 17 bis 60 Jahren). Vorher war die Reichsautobahnbrücke über die Straße von Nohra nach Troistedt gesprengt worden, um den amerikanischen Vormarsch Richtung Weimar zu behindern. Die Leichname durften erst am 16. April beerdigt werden, in einem privaten Waldstück.

In der Endphase des Zweiten Weltkrieges kam Troistedt eine besondere Bedeutung für die Geschichte der Stadt Weimar zu. Bei Troistedt waren am 11. April 1945 amerikanische Einheiten in Stellung gegangen und bedrohten die bereits schwer bombenbetroffene Stadt Weimar mit Artillerie-Beschuss. Am 12. April 1945 fuhr der Bürgermeister von Troistedt, Richard Weyde, mit einem Fahrrad nach Weimar. Im Auftrag des amerikanischen Oberst Costello überbrachte er das Ultimatum zur Übergabe der Stadt Weimar. Da alle anderen Entscheidungsträger nicht erreichbar waren, übergab der Weimarer Oberbürgermeister Otto Koch in Troistedt die Stadt Weimar kampflos an die amerikanischen Truppen. Troistedt selber war auch von den US-Truppen besetzt worden. Viele Ortsbewohner hatten ihre Häuser als Quartiere zu räumen. Zum Teil wohnten sie dann in der Kirche und Schule. Nach ihrer Rückkehr fehlten viele Wertsachen in den Haushalten.

Ab Anfang Juli 1945 gehörte Troistedt zur sowjetischen Besatzungszone, mit deren Gründung 1949 zur DDR. So machte der Ort alle entsprechenden gesellschaftlichen Veränderungen mit. Da es in Troistedt keinen Großgrundbesitz und keine zu enteignenden Kriegsverbrecher gab, war es von der Bodenreform kaum betroffen. 1953 wurde eine LPG Typ 1 mit dem Namen „Florian Geyer“ gegründet, die 1954 zeitweise wieder auseinanderfiel. Bis 1960 war unter entsprechendem Druck die „Vollgenossenschaftlichkeit“ erreicht. Die LPG Troistedt galt als nicht besonders erfolgreich, wie der Ortschronist vermerkt. 1972 erfolgte die Verschmelzung mit der LPG Isseroda zur LPG „Ernst Thälmann“ mit Sitz in Troistedt.

Postkarte Troistedt

Im Jahre 2000 beging Troistedt den 750. Jahrestag seiner urkundlichen Ersterwähnung. Dazu gehörte im Oktober 2000 der Besuch von Veteranen der 80. US-Infanterie-Division, die im April 1945 das Gebiet besetzt hatte.
Nach einem Gottesdienst wurde eine Gedenktafel im Ort enthüllt, die an die Übergabe der Stadt Weimar durch deren Oberbürgermeister in Troistedt erinnert. Dann wurde die Grabstätte der am 11. April 1945 erschossenen 19 deutschen Soldaten im Kiekholz/Nohrholz besucht.

Troistedt ist in seiner Größe über die Jahre fast unverändert geblieben.
Ende 2020 hatte Troistedt 197 Einwohner.
Die Ackerflächen um die Ortschaft werden landwirtschaftlich bewirtschaftet.
In der „Alten Schule“ haben ein Ingenieurbüro und ein Steuerberaterbüro ihren Sitz.

Am 31. Dezember 2019 schloss sich Troistedt mit weiteren Gemeinden zur Landgemeinde Grammetal zusammen.

Wappen

Wappen Troistedt

Troistedt ist besonders durch seine umfangreichen Waldgebiete bekannt. Bestimmt wird dieser Wald vor allen Dingen von Laubbäumen wie Linden und Buchen.
Zentrales Motiv des Gemeindewappens ist daher eine Linde. Diese Linde bezieht sich aber in besonderem Maße auf die Kaiserlinde im Ortskern der Gemeinde.
Im Herzschild ist ein stilisierter Hirschkopf zu sehen, der auf die langen Jagdtraditionen in der Ortschaft verweisen soll.

Troistedter Forst

Der Troistedter Forst bildet den größten zusammenhängenden Waldbestand des ehemaligen Kreisgebietes Weimar. Vor allem an den Rändern des Waldes und in den Lichtungen treten zahlreiche Orchideen auf. Die Gesamtgemarkungsgröße beträgt 997 ha.

Sehenswürdigkeiten

Folgende Objekte wurden in die Denkmalliste des Weimarer Landes aufgenommen:

Kirche mit Kirchhof

  • Bei der Sanierung der Orgel brannte die Kirche 1823 ab. Der rechteckige Saal sowie der eingezogene Chor mit dreiseitigem Abschluss wurden 1824 bis 1826 in romanisierenden Formen nach Plänen von Clemens Wenzeslaus Coudray verändert wiederaufgebaut. Im vom Vorgängerbau erhaltenen Turm gibt es einen Raum mit Kreuzgratgewölbe. Im Osten des Kirchenschiffs steht ein Emporenkanzelaltar nach Plänen von Coudray. Im Obergeschoss in eine Säulengalerie beidseits der Kanzel wurden spätgotische Apostelfiguren (um 1500) in Arkaden eingefügt. Nach einer Legende hat diese Figuren Johann Wolfgang Goethe zur Verfügung gestellt. Die mittelalterlichen Schnitzwerke der Kirche sind heute im Schlossmuseum Weimar zu sehen.
  • Die Orgel wurde 1823 von Johann Christian Adam Gerhard gebaut (1035 Pfeifen, ein Glockenspiel).
  • Pfarrhof
  • ehemaliges Forst- und Jagdhaus.
Kirche Troistedt

Auch in Troistedt gibt es Traditionen, die wir nach und nach wieder aufleben lassen möchten.
Dazu gehört u.a. die Winterwanderung am 1. Sonntag nach Weihnachten.

Gemeindehaus Troistedt

Unser größtes Projekt, das umgesetzt werden soll und an dessen Planung der Ortschaftsrat aktiv ist, ist der Umbau der „Alten Schule“ in einen Dorfgemeinschaftsraum.